Wie der Herr, so das Gescherr

15 Aug

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass sich Hund und Herrchen oftmals frappierend ähnlich sehen? Kürzlich erst begegnete mir auf der großen Hundeauslaufwiese auf der Bult eine langhaarige,  gertenschlanke Frau, die in einer Hand eine Zigarette hielt und mit der anderen versuchte, ihren ebenfalls langhaarigen und leicht gestresst wirkenden Windhund zu zähmen. Hinter ihr trottete ein älterer Herr, bereits grauhaarig, hinter seinem ebenso altersmüden Rauhaardackel durch das unwegsame Gelände. Eine fidele Dame mittleren Alters, vermutlich Kneipenwirtin, trug derweil ihre zwei Möpse vor sich her. Ich und Barney mittendrin. Während Barney noch damit beschäftigt war, sich aus diesem Überangebot an Vierbeinern den passenden Schnupperpartner herauszusuchen, habe ich die Gelegenheit genutzt, dieses Bild der kulturellen Vielfalt auf mich wirken zu lassen. Nicht nur, dass die Hunde ihrem Halter in Statur und Farbe des Felles ähnelten, nein, sie schienen auch ihre Temperamente aufeinander abgestimmt zu haben! Die Mopshalterin hielt fröhlich Monologe, während ihre schnaufenden Möpse Barney jeweils von hinten und vorne gleichzeitig versuchten, huckepack zu nehmen. Der graumelierte, lethargisch wirkende  Dackel wich nicht von der Seite seines weißhaarigen Herrchens, der wohl nur noch mit Gehhilfe das Haus verlassen konnte und beobachtete das tierische Treiben aus sicherer Entfernung. Der Windhund, der den komischen Namen „Ida“ trug,  zappelte aufgeregt zwischen seinem Frauchen, den anderen Hunden und Barney hin und her. Wäre er ein Kind gewesen, hätte ich spontan auf ADS getippt. Während ich noch in Gedanken war, näherte sich ein junger Mann forschen Schrittes in Begleitung eines Golden Retrievers dem bunten Haufen. Sein Schopf leuchtete in der milden Spätnachmittagssonne mit dem weizenblonden Fell seines Hundes um die Wette.

Auch die Forschung hat sich dieses Phänomens bereits angenommen. Sie spricht von der Übertragung eines Prinzips in den anderen Zusammenhang.

Suchen wir uns also bewusst einen Hund nach unserem Ebenbild aus? Bevorzugt die Coachpotatoe eine Hunderasse, der es völlig ausreicht, zweimal am Tag einen Abstecher auf die auf dem Balkon platzierte Katzentoilette zu machen? Oder gleichen sich Herrchen und Tier nach gewisser Zeit einander an?  Ich kannte mal einen Hund aus der Nachbarschaft, der den gleichen Laufstil wie sein Herrchen hatte. Schnelle, kurze, energetische Schritte. Das kann doch unmöglich Zufall sein, oder? Auch bei der Dackelhündin meiner verstorbenen Omi, Lulli, hätte ich als Kind schwören können, dass sie oft den Blick ihres Frauchens imitierte. Das war ein strenger, manchmal auch ins Ungläubige changierender Ausdruck. Dabei lief mir jedes Mal ein Gänseschauer über den Rücken. Immerhin –  Hund und Mensch sind sich seit Jahrtausenden eng verbunden. Der Vierbeiner gehört zu den wenigen Lebewesen, die in der Lage sind, am Gesichtsausdruck und der Stimmfärbung seines Menschen auf dessen Gemütszustand zu schließen. Wie oft haben mich meine Hunde bereits getröstet! Einfühlsam, wie man es sonst nur von einem anderen Menschen erwarten würde!

In diesem Sinne  – passen Sie auf, welcher Hund Sie sich aussucht. Es könnte großen Einfluss auf Ihre weitere Entwicklung haben.;-)

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